Luftdicht Teil 1 German language

respect - Luftdicht. Teil 1 (German language) Author: respect
Title: Luftdicht. Teil 1 (German language)
Date: 17 December 2019

Eine Gummiuniform. Verdammt. Mauro hatte in der Armee mit Vielem gerechnet, aber damit nicht. Den merkwürdigen Satz über die "Gummierung" in seinem Einberufungsbefehl hatte er nicht allzu ernst genommen. Sicher nur ein Irrtum oder eine missverständliche Formulierung, hatte er gedacht.

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„EINBERUFUNGSBEFEHL ZU ZWANZIG JAHREN MILITÄRDIENST UNTER VERSCHÄRFTEN BEDINGUNGEN.

Hiermit werden Sie zu zwanzig Jahren Militärdienst einberufen.

Sie sind dauerhaft zum verschärften Drill eingeteilt. Sie werden unter Vollzeitbefehl stehen. Zur effektiven Disziplinierung wurde auf Ihren eigenen Wunsch eine strikte Fesselung festgelegt. Sie sind für die dauerhafte Käfighaltung vorgesehen. Sie werden Ihren gesamten Dienst in Zwangsgummierung ableisten.

Die Dauer der Dienstzeit beträgt mindestens zwanzig Jahre. Sie haben keine Kündigungsoption. Die Dienstzeit kann einseitig seitens der Armee verlängert werden. Es können dauerhafte Dienstverschärfungen festgelegt werden.

Sie werden zum genannten Zeitpunkt in der Kaserne zum Dienstantritt erscheinen. Sollten Sie Ihren Dienst nicht freiwillig antreten, werden Sie dem Militärdienst zwangsweise zugeführt.

DIESER DIENSTBEFEHL IST NICHT ANFECHTBAR. "

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Verschärfter Drill – dazu hatte Mauro sich tatsächlich freiwillig einteilen lassen. Er wollte sich in der Armee zu bedingungslosem Gehorsam abrichten lassen, und dabei sollten ihn seine Ausbilder ruhig richtig hart anfassen.

"Vollzeitbefehl" bedeutete: Er würde von morgens bis abends nur noch Befehlen gehorchen, ohne Pausen, ohne Freizeit. 16 Stunden harter Drill, auch an Wochenenden und Feiertagen, würden die Regel sein. Während die anderen Soldaten noch schliefen, würden die Männer im verschärften Drill bereits in schwerer Montur im Gleichschritt marschieren. Wenn die Kameraden den harten Drill für eine Erholungspause unterbrechen durften, würde Mauro in dieser Zeit unbeweglich strammstehen müssen. Und auch nach Dienstende, wenn die anderen längst ihren Feierabend genossen, würde Mauro noch für einige Stunden in strenger Habachtstellung auf seinem Posten stehen. Er würde in jeder wachen Minute wie ein Roboter funktionieren müssen. Wenn die Kameraden am Freitag ihre Uniformen ablegen durften, würde Mauro in der Kaserne bleiben. Er würde an den Wochenenden von früh morgens bis spät abends ununterbrochen exerzieren. Auch in den wenigen Stunden im Jahr, in denen er die Kaserne verlassen durfte, würde sein Verhalten strengstens reglementiert bleiben. Er würde z.B. auch außerhalb der Kaserne keine Zivilkleidung tragen dürfen, sondern stets in voller Uniform und der jeweils zugewiesenen zusätzlichen Ausrüstung herumlaufen müssen.

Fesselung und Käfighaltung, das klang brutal. Aber das hatte Mauro auf Drängen seines Rekrutierungsberaters selbst beantragt, damit seine Ausbilder ihn bei Bedarf noch härter bestrafen und abrichten konnten. Der Berater hatte ihm erklärt, dass man einen Soldaten wesentlich effektiver dressieren konnten, wenn man ihn zum Strafarrest stramm in schwere Ketten schnürte. Er hatte Mauro empfohlen, keinerlei zeitliche oder qualitative Begrenzungen bezüglich der Strafmaßnahmen festlegen zu lassen. Gerade im verschärften Gehorsamsdrill, so hatte der Berater erklärt, sei es sehr wichtig, dass man Mauro mit äußerster Härte fesseln und einsperren konnte. Zusätzlich zu den Straffesselungen hätten sich im verschärften Drill auch andere Strafen gut bewährt, beispielsweise der Strafarrest in einem stählernen Käfig oder die Isolationshaft in einer vollkommen dunklen, massiven Eisenkiste. Es sei aber wichtig, dass Mauro seinen Ausbildern bei der Wahl und Dauer der Bestrafungen völlig freie Hand ließ. Nur wenn sie Mauro für unbegrenzte Zeit fesseln, anketten und einsperren konnten, würde diese Art der Disziplinierung effektiv wirken.

Na gut, hatte Mauro schließlich gedacht, wenn es wirklich seinem militärischen Training dienen würde, ihn regelmäßig in Ketten zu legen oder in einen Käfig zu sperren, dann würde er das schon ertragen. Insgeheim war er sogar ein bisschen gespannt darauf, wie diese Fesselstrafen aussehen würden. Er war noch nie in seinem Leben gefesselt, geschweige denn in einen Käfig eingesperrt worden, und er war neugierig darauf, wie es sich anfühlen würde. Wie groß - oder klein - diese Käfige wohl sein würden?

Und so hatte er nicht lange gezögert und, noch während der Rekrutierer geredet hatte, kurzentschlossen die Optionen "strikte Fesselung" und "strenge Käfighaltung" angekreuzt. Es hatte sich mutig angefühlt, nach einem männlichen Abenteuer. Er wollte ja nicht für 20 Jahre in den verschärften Drill, um sich ein leichtes Leben zu machen. Die sollten ihn ruhig richtig hart rannehmen. Der militärische Drill würde sicher schon hart genug werden, aber Mauro fand die Idee sehr aufregend, dass bald schwere Fesseln, eiserne Ketten und stählerne Käfige selbstverständliche Bestandteile seines Armeealltags sein würden. Vielleicht würde es ihm schon in ein paar Wochen ganz normal vorkommen, gefesselt in einem eisernen Käfig zu sitzen. Die würden ihn ja hoffentlich nicht gleich von Kopf bis Fuß in stramme Ketten schmieden und in eine dunkle Eisenkiste sperren. Aber wenn er wusste, dass sie das theoretisch tun könnten (und zwar für unbegrenzte Zeit!), dann würde ihn das sicher zu bestmöglicher Leistung und Disziplin motivieren.

Aber "Vollgummierung"? Dieses Wort war überhaupt nicht gefallen, als Mauro seinen Dienstvertrag unterschrieben hatte. Der Rekrutierungsberater hatte es nicht erwähnt. Was sollte er in seiner militärischen Ausbildung denn mit Gummi zu tun haben? Was sollte da denn "zwangsgummiert" werden? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was mit diesem Wort gemeint sein sollte.

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Mauro war deshalb schrecklich nervös, als das Kasernentor hinter ihm ins Schloss fiel. Ihm wurde klar, dass er trotz der kurzen Beratung beim Abschluss seines Vertrages gar nicht wirklich wusste, was ihn in der Armee alles erwarten würde. Nur, dass es ziemlich hart werden würde. Vielleicht hatte er doch manches in seinem Vertrag allzu vorschnell unterschrieben? Zwanzig Jahren unter verschärftem Drill ... Vollzeitbefehl ... Straffesselungen ... Käfigarrest ... Was hatte er sich da bloß zugemutet?

Aber was auch immer die Kommandantur in seinem endgültigen Dienstbefehl festgelegt hatte, er würde es nun akzeptieren müssen. Beim Militär galten Befehl und Gehorsam. So hart die Bedingungen auch sein mochten, die für seinen Dienst festgelegt worden waren, so willkürlich die Restriktionen erscheinen mochten, die man ihm für die nächsten zwanzig Jahre auferlegen würde: Er würde es akzeptieren müssen, ohne widersprechen zu dürfen.

Er war jetzt Soldat. Er hatte zu gehorchen.